Karen Village
ESPENBLATT | liebe die welt
Karen Village
Wir haben sehr lange überlegt, ob wir das Dorf des Karen Volkes in der Nähe von Chiang Mai besuchen sollten. Die Menschen in dem Dorf leben in einer Art Zurschaustellung des privaten Lebens als eine touristische Attraktion. Mit dem klaren Ziel, damit Geld zu verdienen. Schnell kommt man in diesen Gedankenstrang zu Assoziationen, die die käufliche Intimität verpönt. Zwischen Elzbieta und mir entstand eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Besuches. Will ich so etwas überhaupt sehen? Menschen, die das eigene Leben zurschaustellen, um Geld zu verdienen? Ist das mit unserem Wertsystem zu vereinen? Unterstützen wir somit etwas, was abartig und krank ist?
Ein Jahr zuvor besuchten wir auf den Lofoten das Wikingermuseum in Borg. In einer Rekonstruktion eines Langhauses aus dem 5. oder 6. Jahrhundert kann auch nachgestellt Szenen aus dem Alltag der Wikinger beobachten, der Zubereitung von Mahlzeiten zuschauen und desgleichen (Siehe Espenblatt Borg-Museum) – dargestellt von „Angestellten“ des Hauses. Diese Bilder kamen mit in den Sinn als eine Art Antwort auf unsere Vorbehalte vor dem Besuch des Dorfes. Man kann die beiden Situationen Selbstverständlich nicht direkt miteinander vergleichen, zu unterschiedlich ist die soziale und gesellschaftlichen Situation der Darsteller in der Karen Village und dem Wikinger Museum. Dennoch dienen beide dem gleichen Ziel: Eine seltene Kultur den Besuchern näherzubringen, das Handwerk zu pflegen, die Erzeugnisse zu verkaufen und am Ende die Einrichtung am Leben zu erhalten. Ganz am Rande, der Wikingerkult hat ganze Gemeinschaften hervorgebracht, die sich regelmäßig treffen, Feste und Märkte veranstalten und wir finden es alle großartig.
Zurück in das Karen Village. Gleich am Eingang eine Überraschung, der Eintritt ist nicht kostenfrei und kostet 500 bat, das sind umgerechnet ca. 13€, für thailändische Verhältnisse ziemlich viel Geld. Sofort kommt uns bei der anfänglichen Skepsis der Gedanke: Für wenn und wofür zahlen wir jetzt eigentlich so viel Geld. Wie wird es aufgeteilt? Nachdem wir die 26 € für uns beide bezahlt haben, gehen wir weiter. Das erste Gefühl, was ich persönlich empfange, ist Friedfertigkeit und Ruhe. Im Vergleich mit dem Bergdorf …. Dass wir vor einem Tag besucht haben, ist es ruhig. Die Einwohner / Darsteller gehen ruhig ihrem Handwerk nach, essen wird angeboten. Wir fragen selbstverständlich, ob wir auch Bilder machen dürfen, probieren Kleidungsstücke an, nehmen viele Gegenstände in die Hand – und das alles, ohne bedrängt zu werden. Die Vielzahl der Menschen in dem Dorf strahlt für mich eine ruhige Zurückhaltung aus, auch wenn kleine Kinder, sogar Babys in den „Verkaufsboxen“ erscheinen, erscheint es mir als natürlich und selbstverständlich.
Wir haben in dem Dorf auch die Stars angetroffen, also Personen deren Gesichter wir bereits aus anderen Reiseportalen und berichten gekannt haben. Und auch hier zu meiner Überraschung waren die Begegnungen ruhig und sehr natürlich. Als ich bereits zu Hause angekommen mein Wissen über das Karenvolk vertiefen wollte, habe ich diesen Satz gelesen:
Sowohl unter der Restbevölkerung Thailands als auch unter den Besuchern des Landes genießen die Karen den Ruf besonders gastfreundlich zu sein und warmherzig auf Besucher aller Art zuzugehen.
Quelle: Karen Bergvolk im Norden von Thailand (chiangmai-thailand.de)
Als ich mir die Atmosphäre des Vormittags, dass wir in dem Dorf verbracht haben, ins Gedächtnis gerufen habe, habe ich erst hier in Hildesheim das richtige Wort für die Stimmung gefunden: Warmherzig wurden wir dort empfangen.
An dieser Stelle muss noch eine weitere Besonderheit der Village erwähnt werden – es die Village der „Lang hals Karen“ …
Zum Schluss war ich persönlich sehr glücklich, dass wir das Dorf besucht haben. Hinter den Verkaufsständen konnte man die typischen Behausungen der Volksgruppe sehen, Männer die Holzstücke für die nächste Partie der geschnitzten Figuren, Frauen, die das Garn für die Weberinnen vorbereitet haben, ein normales Dorfleben und dann kam die Reflexion: Arbeiten die Menschen hier sogar in einem Home-Office? Ist es nicht so, dass wir in Westen als einen der größten Erfolge die Akzeptanz der Arbeitgeber, nicht mehr jeden Tag auf einen langen Weg ins Büro zu kommen, empfunden? Im Prinzip passiert in dem Dorf das Gleiche.
Meine Meinung nach dem Besuch war sehr eindeutig: Ich habe mich in dem Dorf wohlgefühlt, ich fand die Menschen, deren Handwerk und die Erzeugnisse authentische und ich hatte zum Schluss das Gefühl etwas Gutes für den Erhalt der Kultur, und des Handwerks gemacht zu haben. In unserer westlichen Gesellschaft sind wir stark an der fürsorglichen Statt gewöhnt und angewiesen. Diese Volksgruppe hat jahrelang Repressionen erleiden, manchmal war sogar der Grund dafür nicht bekannt. Das Dorf ist ein Beispiel, wie sich Bedürftigen, ohne das Gesicht und die eigene Identität zu verlieren in der heutigen Welt behaupten können. Vielleicht sollten wir die Reisenden exakt solche Projekte unterstützen, oder sogar helfen, ähnliche ins Leben zu rufen. Das setze ich mir als Ziel, dann bringen meine Reisen etwas Positives ins Spiel, nämlich die Erhaltung der Diversität, die Pflege der ortsansässigen Kulturen. In einem selbstverwalteten Karen Dorf und nicht durch die Teilnahme an den gestellten Shows der „lokalen Kulturen“ in den Resorts der Hochburgen des Tourismus.
PS: Als ich zu Hause angekommen das ganze reflektiert habe kam mir noch eine Entdeckung in Sinn, ein zweiter Gedanke: Eine Reise nach Thailand, die nur als Ziel, hätte das, Karen-Volk besser kennen zulernen wäre wirklich der Reise wert. Wenn Sie den Link oben anklicken, finden Sie auch diesen Satz:
Gerne laden Karen ihre Gäste auf die hauseigene Variante ein und bieten sowohl Speis als auch Trank. Es gilt jedoch zu beachten, dass die Karen weniger mit Touristen in Kontakt kommen als viele andere Einwohner Thailands: Unter Umständen muss man als Besucher ein bisschen weniger westlichen Komfort erwarten, der jedoch durch umso mehr traditionelle, Gastfreundschaft wieder mehr als wett gemacht wird. So können Sie auch als unbedarfter Touristen in den Genuss der Kultur der Karen kommen.
Das haben wir leider bei unserer ersten Reise nach Thailand verpasst* .
An der Stelle ein wichtiger Tipp für alle die die eine Reise nach Thailand planen: Ein Roller Ausflug!. In der trocknen Zeit und bei der nötigen Vorsicht sehr scharfen Kurven sehr langsam zu nehmen ist der Roller als Verkehrsmittel in Thailand ein Genuss und eine sichere Angelegenheit. Die Thailänder nehmen auf Dich Rücksicht! Niemand schimpft oder zeigt den Vogel, wenn Du unerfahren bist. Warum schreibe ich das an der Stelle, weil wir zum Schluss dazu gekommen sind, unsere schweren Reisetaschen in einem Hotel zu lassen und mit einem leiten Gepäck zweitägige Ausflüge zu machen. Wir übernachteten in einfachen Unterkünften für 20 €, bei Gastgebern, die so warmherzig waren, … In meinen Traum mache ich eine solche Reise in ein Karen-Dorf abseits der touristischen Routen – ob es ein Traum bleibt, erfährt Ihr vielleicht in einem nächsten Espenblatt 😊
Beste Grüße
Norbert Wasserfurth